Hirtentäschel

(Capsella bursa-pastoris)

Das Hirtentäschel ist sehr weit verbreitet. Häufig als Unkraut wahrgenommen, ist es aber tatsächlich eine recht unbekannte Heilpflanze, die vorwiegend als Mittel gegen Blutungen zum Einsatz kam und kommt. In der Volksheilkunde trägt das Hirtentäschel daher auch den Namen „Blutkraut“. Seinen eigentlichen Namen hat das Hirtentäschel aber aufgrund der Optik seiner Früchte (botanisch Schrötchen), die an früher verwendete Hirtentaschen erinnern.

Herkunft und Botanik

Bereits in der Antike dienten die Samen des Hirtentäschels als Heilmittel gegen unterschiedliche Beschwerden wie beispielsweise Ischiasschmerzen oder Gebärmutterleiden. Seine leicht blutstillende Wirkung wurde dann im Mittelalter von Heilern entdeckt und entsprechend genutzt. Die ursprüngliche Heimat des Hirtentäschels ist Europa, wo es häufig in nährstoffreichen Böden, an Weg- oder Ackerrändern, auf Ödland und sogar zwischen Pflastersteinen zu finden ist. Mittlerweile hat dieses Heilkraut viele Kontinente erobert und ist quasi auf der ganzen Welt zuhause. Das Hirtentäschelkraut gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und verfügt über – bei dieser Gattung typischerweise kreuzförmig angeordnete – weiße Blütenblätter, von denen vier kleine die Einzelblüte bilden. Am Grund der Pflanze bilden fiederspaltige Blätter eine Blattrosette, die Blätter an den verzweigten Stängeln sind ebenfalls fiederspaltig oder buchtig gelappt. Das Hirtentäschelkraut ist einjährig und wird je nach Standort zwischen 10 und 40 cm hoch. Während der Blütezeit von März bis Oktober finden sich die typischen herzförmigen Früchte bereits im unteren Teil des Stängels und bilden sich dann auch aus den Blüten aus. Die Früchte werden etwa einen halben Zentimeter groß.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Die bekannteste Wirkung des Hirtentäschels ist die bereits erwähnte leicht blutstillende Wirkung. Bis auf die Wurzel werden alle Teile des Krauts verwendet. In ihnen kommen sekundäre Pflanzenstoffe wie Senfölglykoside (auch Glucosinolate) sowie größere Mengen Sinigrin ebenso vor, wie spezielle Proteine, Aminosäuren und Mineralien wie Kalzium und Kalium. Auch Flavonoide wie beispielweise Rutin oder Quercetin sind enthalten. Für die blutstillende Wirkung des Hirtentäschels ist vermutlich ein dem Oxytocin ähnliches Peptid verantwortlich. Es verengt und verdichtet die Venen, was ein zusammenziehen der Gefäßmuskulatur zur Folge hat und so die Blutstillung hervorruft. Diese Wirkung auf des Blutgefäß-System erklärt wohl auch, dass das Hirtentäschel eine regulierende Wirkung auf den Blutdruck haben soll – was bedeutet, dass es sowohl zu hohen Blutdruck (Hypertonie) senken, als auch zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) stabilisieren kann. Die ebenfalls im Hirtentäschel vorhandenen Alkaloide können gleichzeitig auch die Herzfrequenz senken.

Anwendungsgebiete

In der Medizin anerkannt ist die Anwendung von Hirtentäschel-Zubereitungen zur symptomatischen und begleitenden Behandlung bei übermäßig stark anhaltenden und lang andauernden Monatsblutungen (Menorrhagie), bei nicht menstruellen Blutungen aus der Gebärmutter sowie zur unterstützenden Behandlung von Nasenbluten sowie oberflächlich blutenden Hautverletzungen. Vor allem aber Frauen mit (sehr) starker Regelblutung schwören auf das Hirtentäschelkraut. Neben der Hilfe bei Kreislaufproblemen, der Regulierung von Blutdruck und der Herzfrequenz, wird dem Hirtentäschel auch bei Krampfadern oder Hämorrhoiden eine lindernde Wirkung nachgesagt. Die Anwendung von Hirtentäschel als Blutstiller ist leicht: Sowohl bei verstärkter als auch verlängerter Regelblutung kann ein Tee oder eine Tinktur des Krauts helfen, bei Nasenbluten wird eine Tamponade mit Hirtentäschel-Tee getränkt und vorsichtig eine Stunde in der Nase belassen. Um oberflächliche, blutende Hautverletzungen zu behandeln, lässt man die kleineren Wunden ausbluten, säubert sie und legt dann feuchtkalte Umschläge (vorher getränkt in hochdosierterem, abgekühlten Hirtentäschel-Tee) auf die Wunde.

 

HINWEIS: Auch vor Anwendung von Hirtentäschel sollte der Arzt befragt werden. Stark blutende Wunden aus tiefen Verletzungen sowie anhaltende Blutungen (auch innere von Magen oder Nieren etc.) erfordern selbstverständlich immer die Abklärung durch einen Arzt. Schwangere sollten auf Hirtentäschel komplett verzichten, da es eine wehenfördernde Wirkung haben kann